11/15/2024 | News release | Distributed by Public on 11/15/2024 04:54
Matthias Reidans, Senior Project Manager Service bei Rosenberger-OSI und Experte für Quanteninnovation, spricht über die transformative Kraft der Quantentechnologie. Im Interview beleuchtet er, welche Branchen bereits erste Anwendungsfälle entwickeln, welche infrastrukturellen Voraussetzungen Unternehmen schaffen müssen und wie die Reise "from lab to fab" gelingen kann.
Herr Reidans - Quantentechnologie ist heute…
… eine unserer wichtigsten Investitionen, um den zukünftigen globalen Herausforderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Technologie chancenreich zu begegnen!
Was sollten Unternehmen in Bezug auf ihre Produkte und Dienstleistungen in einer zunehmend quantenbasierten Zukunft bereits heute wissen und berücksichtigen?
Jede neue Technologie bringt Chancen und Risiken mit sich - das gilt auch für die etwa fünf zentralen Bereiche der Quantentechnologie. Unternehmen sollten sich intensiv mit den potenziellen Möglichkeiten und Risiken auseinandersetzen. Einige Branchen, wie die Finanzwirtschaft, arbeiten bereits an ersten Anwendungsfällen und entwickeln konkrete Use Cases. Andere Sektoren, etwa die Materialwissenschaft, setzen große Hoffnungen in neue Produktqualitäten, was zu zukunftsgerichteten Investitionen und Kompetenzaufbau führt.
In welchen Branchen erwarten Sie den größten Einfluss des Quantencomputings auf Unternehmensprozesse? Wie können sich Unternehmen strategisch darauf vorbereiten?
Die IT-Sicherheitsbranche sowie Forschungsinstitute und Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz werden vermutlich zu den ersten Keyplayern dieser Quanten-Revolution gehören. Auch Banken, die chemische Industrie und die Telekommunikationsbranche werden durch das Quantencomputing große Veränderungen erfahren. Quantum Sensing wird zudem erhebliche Auswirkungen auf die Robotik, Logistik und Qualität von Simulationen haben. Viele der Veränderungen auf bestehende Prozesse sind jedoch noch schwer vorherzusagen.
Welche technischen Voraussetzungen und Infrastrukturen müssen Unternehmen Ihrer Meinung nach schaffen, um effektiv an Quantentechnologien partizipieren zu können?
Im Bereich der Quantencomputer gibt es derzeit verschiedene Ansätze: Stationäre Systeme, die On-Premises betrieben und über die Cloud verbunden sind, sowie mobile Einheiten, die für unterschiedliche Zwecke entwickelt werden. Unternehmen, die das Innovationspotenzial der Quantentechnologie ausschöpfen möchten, müssen zunächst ihre Infrastruktur und Ressourcen darauf ausrichten. Wirtschaftlichkeit, Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit sind entscheidende Kriterien für realistische Anwendungsfälle.
Welche Rolle spielen dabei neue Hardwareanforderungen und Cloud-basierte Quantenlösungen?
Da derzeit noch offen ist, welche Quantencomputer-Architekturen zuverlässig und schnell einsatzbereit sein werden - etwa mit funktionierender Fehlerkorrektur außerhalb der "NISQ-Ära" (Noisy Intermediate-Scale Quantum) - ist der weitere Weg noch nicht vollständig vorgezeichnet. Skalierbare Systeme müssen reproduzierbar und bezahlbar sein. Cloud-basierte Lösungen für Quantencomputing gibt es bereits, auch in Deutschland. Aktuell liegen die Preise für die Nutzung von Quantum Processing Units (QPUs) hier zwischen 1500 und 5000 Euro pro Stunde.
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre bestehenden IT- und Datenverarbeitungsstrukturen für die Integration von Quantencomputing vorbereitet sind? Welche technischen Anpassungen oder Modernisierungen sind dafür erforderlich?
Derzeit werden Integrationsanforderungen und erste Standards definiert, beispielsweise durch die neue DIN SPEC 91480:2024-11. Wichtige technische Entwicklungen, wie das BB84-Protokoll für quantensichere Kommunikation, stehen jedoch erst am Anfang der flächendeckenden Umsetzung. Es bestehen noch Fragen zur Redundanz neuer Systeme und zur Erweiterung interkontinentaler Verbindungen. Die Reise "from lab to fab" - von der Prototypenentwicklung zur industriellen Fertigung - hat gerade erst begonnen. Die Aussicht auf abhörsichere Kommunikation ist jedoch ein wichtiger Motor für den Fortschritt.
Vielen Dank, Herr Reidans!