WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

10/09/2024 | Press release | Distributed by Public on 10/09/2024 05:23

Erklärung – Niemand kennt Ihr Risiko so gut wie Sie selbst: Schützen Sie sich selbst und andere in dieser Atemwegsviren-Saison

Kopenhagen, 9. Oktober 2024

Bald werden wir in den fünften Winter seit Beginn der COVID-19-Pandemie eintreten, doch wir sind deutlich besser vorbereitet und verfügen über die nötigen Werkzeuge und Kenntnisse, um uns und unsere Angehörigen zu schützen - nicht nur vor COVID-19, sondern vor allen zirkulierenden Atemwegsviren, einschließlich Influenza und dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). 

Dies sollte nicht als selbstverständlich angesehen werden. Deshalb habe ich heute vier Botschaften für unsere Region.

Erstens wäre es falsch anzunehmen, dass Atemwegsviren immer nur leichte Infektionen verursachen. Das ist nicht der Fall. Sie müssen ernst genommen werden. Für Risikogruppen wie ältere Menschen oder Menschen mit einer Reihe von Vorerkrankungen und chronischen Erkrankungen können sie eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit darstellen.  

Jedes Jahr sterben in der Europäischen Region der WHO - mit ihren 53 Mitgliedstaaten in ganz Europa und Zentralasien - immer noch bis zu 72 000 Menschen an der saisonalen Grippe, was etwa 20 % der weltweiten Belastung entspricht. Die überwiegende Mehrheit dieser Todesfälle könnte verhindert werden.   

Jeden Winter müssen gefährdete Bevölkerungsgruppen geschützt werden. Die Grippeimpfung hat sich als eine der wirksamsten Methoden zur Vorbeugung von Krankheit und schweren Krankheitsverläufen erwiesen. 

Doch dies ist nicht das einzige Atemwegsvirus, mit dem wir zu kämpfen haben.   

Zweitens hat eine kollektive Amnesie in Bezug auf COVID-19 eingesetzt, und das ist besorgniserregend. Einzelpersonen, Gemeinschaften und Länder wollen verständlicherweise das Trauma der Pandemiejahre hinter sich lassen. Doch COVID-19 ist immer noch sehr präsent und zirkuliert zusammen mit anderen Atemwegsviren. 

Im vergangenen Monat (bis zum 22. September) meldete die Europäische Region etwas mehr als 278 000 COVID-19-Fälle - mehr als jede andere WHO-Region - sowie 748 Todesfälle. Doch diese Zahlen sind wahrscheinlich zu niedrig angesetzt.

Die letzten Jahre hätten uns lehren sollen, dass Krankheitserreger unberechenbar sind. COVID-19 hat in jedem Winkel des Planeten verheerende Auswirkungen gehabt. Mpox-Viren der Klade II tauchten 2022 unerwartet in Europa auf und zirkulieren nach wie vor in der Region, während Mpox-Viren der Klade I in Zentral-Ostafrika eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite ausgelöst haben.

RSV und Grippe werden in den kommenden Monaten weiterhin mit erhöhter Intensität gleichzeitig zirkulieren, insbesondere da sich aufgrund des kälteren Wetters mehr Menschen in Innenräumen aufhalten.  

Mit meiner dritten Botschaft, die direkt an die Mitgliedstaaten gerichtet ist, möchte ich in Erinnerung rufen, dass die Macht neuer und bestehender Krankheitserreger, verheerende Auswirkungen auf Gesundheitssysteme, Volkswirtschaften und die Gesellschaft insgesamt zu haben, nicht unterschätzt werden darf. Regelmäßige und konsequente Surveillance und Kontrollen werden sicherstellen, dass wir auf die nächste große gesundheitliche Notlage vorbereitet sind, wann und wo auch immer diese eintritt. 

Wir müssen auch dafür sorgen, dass unsere Gesundheitssysteme nicht überlastet werden. Bereits jetzt stehen Gesundheitssysteme in der gesamten Europäischen Region vor zahlreichen Herausforderungen, darunter Personalalterung, ein insgesamt gravierender Personalmangel, lange Wartezeiten und knappe Ressourcen. Investitionen in die Gesundheitssysteme, einschließlich einer erneuten Schwerpunktlegung auf die primäre Gesundheitsversorgung, sind unerlässlich. 

Das bringt mich zu meiner vierten und letzten Botschaft: Die Entlastung unserer Gesundheitssysteme beginnt damit, dass jeder von uns Maßnahmen ergreift, um sicherzustellen, dass wir nicht krank werden oder andere anstecken. 

Deshalb starten wir heute eine neue Kampagne, mit der wir Einzelpersonen und Gemeinschaften in der gesamten Europäischen Region dazu ermutigen, die Lehren aus den letzten Jahren anzuwenden.  

Die Kernbotschaft unserer Kampagne lautet: Niemand kennt Ihr Risiko so gut wie Sie selbst. 

Die Pandemie hat uns gelehrt, wie wir uns und andere vor Atemwegsinfektionen schützen können. Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen gehören, im Krankheitsfall zu Hause zu bleiben, Hand- und Hustenhygiene zu praktizieren und für eine ausreichende Belüftung zu sorgen. 

Gefährdete Personen - ältere Menschen, Schwangere, Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Menschen mit chronischen Erkrankungen - sind einem höheren Risiko ausgesetzt, schwer an COVID-19 oder der Grippe zu erkranken. Für sie ist eine Impfung nach wie vor unerlässlich. Darüber hinaus wird empfohlen, in überfüllten oder geschlossenen Räumen eine gut sitzende Maske zu tragen und andere von den Gesundheitsbehörden empfohlene Schutzmaßnahmen zu befolgen.   

Diese Empfehlungen richten sich zwar an Einzelpersonen, doch ist es wichtig anzuerkennen, dass der Schutz vor Atemwegsviren in der gemeinsamen Verantwortung von Regierungen und der gesamten Gesellschaft liegt. Jeder sollte seinen Teil dazu beitragen, eine Kultur der Fürsorge und Solidarität mit gefährdeten Menschen zu fördern.  

Wir fordern Regierungen und Gesundheitsbehörden eindringlich dazu auf, genaue und aktuelle Gesundheitsinformationen und -hinweise bereitzustellen, die auf gründlicher Forschung, Kontrolle und Surveillance basieren, um Einzelpersonen und Gemeinschaften zu fundierten Entscheidungen zu führen, bei denen die öffentliche Gesundheit im Vordergrund steht.   

Gemeinsam können wir uns in dieser Atemwegsviren-Saison gegenseitig schützen und gesund halten.