11/26/2024 | News release | Distributed by Public on 11/26/2024 05:26
Von Juan I. Hahn, Leiter KG Mobility
Die digitale Revolution im Automotive Aftermarket ist in vollem Gange: Künstliche Intelligenz optimiert Reparaturabläufe, verbessert den Kundenservice und ermöglicht völlig neue Geschäftsfelder. Doch um das wahre Potenzial dieser Technologie auszuschöpfen, braucht es ein solides Fundament - eine skalierbare und sichere Dateninfrastruktur. Hier setzt zum Beispiel Gaia-X an, Europas wegweisende Initiative für eine souveräne digitale Infrastruktur. Sieben Gründe, warum Data Spaces nach Gaia-X-Standards der Schlüssel zum Erfolg sein könnten.
Im Zentrum jeder digitalen Transformation steht eine entscheidende Frage: Wer kontrolliert die Daten? Im Automotive Aftermarket, wo Informationen über Fahrzeugleistung, Wartungshistorie und Kundenverhalten goldwert sind, ist diese Frage von besonderer Bedeutung. Data Spaces nach Gaia-X-Standards könnten den Umgang mit diesen sensiblen Daten revolutionieren: Statt einer Schwarz-Weiß-Entscheidung zwischen absoluter Geheimhaltung und unkontrollierter Freigabe ermöglichen solche Datenräume eine präzise Steuerung des Datenflusses.
Zudem würde die Datensouveränität gefördert: Unternehmen behalten volle Kontrolle darüber, wer welche Daten sehen kann. Werkstätten, Zulieferer oder andere Akteure könnten künftig ihre Daten freier teilen und festlegen, wer auf welche Daten zugreifen darf, ohne einen Kontrollverlust befürchten zu müssen. Eine Werkstatt könnte etwa anonymisierte Reparaturdaten für KI-Trainingszwecke freigeben, während sensible Kundeninformationen geschützt blieben. Diese granulare Kontrolle würde mehr Unternehmen zur Datenteilung ermutigen und damit umfangreichere Datensätze schaffen - eine Grundvoraussetzung für die Weiterentwicklung von KI-Anwendungen.
Der Automotive Aftermarket gleicht heute oft einem babylonischen Sprachgewirr: verschiedene Systeme, unterschiedliche Datenformate, inkompatible Schnittstellen. Interoperabilität ist aber unerlässlich, um Datenflüsse zwischen Werkstätten, Fahrzeugherstellern und Teilelieferanten zu ermöglichen. Bisher waren diese Datensilos ein Hindernis für digitale Innovationen.
Unternehmen sollten deswegen künftig auf einheitliche Standards und Schnittstellen setzen, die eine nahtlose Kommunikation zwischen Systemen und Anwendungen der verschiedenen Anbieter ermöglichen. Dies würde technische Barrieren reduzieren und die Effizienz verbessern, indem alle Beteiligten auf eine gemeinsame Sprache und Struktur im Umgang mit Daten zugreifen könnten. So könnten sich etwa Werkstätten mit Bestandsdatenbanken von Teilelieferanten verbinden, Diagnosewerkzeuge verschiedener Hersteller könnten Daten in kompatiblen Formaten austauschen und KI-Modelle könnten auf standardisierte Daten zugreifen, unabhängig von der Quelle. So eine Interoperabilität und die einheitliche Datenstruktur sind essentiell für die schnelle Entwicklung von KI-Anwendungen.
In einer Zeit, in der Cyber-Angriffe zur täglichen Bedrohung geworden sind, fungieren sichere Data Spaces wie eine digitale Festung für sensible Daten. Vor allem im Automobil-Bereich arbeiten Akteure mit kundenbezogenen oder fahrzeuggenerierten Daten. Sicherheitsbedenken haben den Datenaustausch in der Branche daher in der Vergangenheit oft gebremst. Benötigt wird daher künftig eine vertrauenswürdige Infrastruktur, die auf höchsten Sicherheitsstandards basiert. Diese würden etwa Schutz vor unbefugtem Datenzugriff, Cyber-Angriffen, Datenmanipulation oder Industriespionage bieten.
So ein robustes Sicherheitsframework ist besonders wichtig für KI-Anwendungen, die auf sensiblen Diagnosedaten aus der Fahrzeugwartung oder Kundeninformationen basieren. Sichere Datenräume könnten garantieren, dass Daten geschützt und nur für autorisierte Personen zugänglich wären. Dies ist entscheidend, um das Vertrauen in KI-Anwendungen zu stärken und den Zugang zu wichtigen Informationen zu erleichtern.
Innovation im Automotive Aftermarket ist längst keine Einzeldisziplin mehr. Die Zukunft des Markts liegt in der kollaborativen Innovation. Der Markt benötigt einen Rahmen, in dem verschiedene Stakeholder zusammenarbeiten und ihr Wissen austauschen können, während ihre Interessen geschützt bleiben. Ein geteilter Data Space würde etwa gemeinsame Entwicklungen KI-basierter Diagnosewerkzeuge, geteilte Datenbanken für vorausschauende Wartung, kollaboratives Training von KI-Modellen oder die Entwicklung neuer Servicekonzepte auf Basis kombinierter Datenerkenntnisse ermöglichen.
Werkstätten könnten auf Erkenntnisse von Teileherstellern zugreifen, um Wartungsprozesse zu verbessern, während Hersteller Daten über Verschleißteile teilen könnten, um Diagnosesysteme weiterzuentwickeln. KI-getriebene Innovationen, die durch gemeinsam genutzte Datenräume ermöglicht werden, eröffnen neue Geschäftsmöglichkeiten, die allein kaum realisierbar wären. Solche Synergien treiben Innovation voran und schaffen Mehrwert für alle Beteiligten.
Der Aufbau leistungsfähiger KI-Systeme gleicht der Anschaffung eines hochmodernen Maschinenparks: kostspielig in der Implementierung, komplex in der Wartung, aber mit enormem Potenzial. Für viele kleinere Werkstätten wäre solch eine Investition jedoch allein nicht zu stemmen. Der Zugang zu dieser Technologie könnte durch ein cleveres Sharing-Modell demokratisiert werden, in dem Daten gemeinsam genutzt und Redundanzen vermieden werden.
KI würde dadurch für alle zugänglicher, da etwa Infrastrukturkosten sinken, wenn Rechenressourcen gemeinsam genutzt werden. Akteure erhielten Zugänge zu größeren und vielfältigeren Datensätzen und die Kosten für die KI-Entwicklung ließen sich auf mehrere Stakeholder verteilen. Dies wäre besonders vorteilhaft für kleinere Werkstätten und Serviceanbieter, die so von KI-Anwendungen profitieren können, ohne massive Einzelinvestitionen tätigen zu müssen. Nicht zuletzt würde der gesamte Markt durch eine schnellere Markteinführung neuer Anwendungen profitieren, die wettbewerbsfähiger und effizienter machen.
In der komplexen Welt der Datenschutzvorschriften gleicht die DSGVO-Compliance oft einem Hindernislauf. In der Automobilbranche ist die Einhaltung von Vorschriften wie der DSGVO jedoch nicht verhandelbar. Der Datenraum der Zukunft würde diese regulatorischen Anforderungen berücksichtigen und dafür sorgen, dass alle Handlungen DSGVO-konform wären. Dies würde rechtliche Risiken minimieren und das Vertrauen der Kunden stärken, die sich auf eine sichere und konforme Verarbeitung ihrer Daten verlassen könnten.
Ganz konkret könnten Datenrauminitiativen etwa Richtlinien zur Datenhandhabung, automatisierte Compliance-Prüfungen, transparente Nachverfolgung der Datennutzung oder integrierte Datenschutzmaßnahmen bieten. Diese regulatorische Ausrichtung schafft Vertrauen bei Teilnehmern und Kunden und reduziert gleichzeitig rechtliche Risiken bei der KI-Implementierung. Unternehmen könnten sich auf Innovation konzentrieren, statt sich in regulatorischen Details zu verlieren. Das schafft nicht nur Rechtssicherheit, sondern spart auch wertvolle Ressourcen.
KI-Modelle sind nur so gut wie die Daten, mit denen sie trainiert werden. Je größer und diversifizierter ein Datenpool ist, umso leistungsfähiger kann das KI-Modell werden. Ein neuartiger Datenraum könnte dabei wie ein hocheffizientes Qualitätssicherungssystem für Daten fungieren. Er könnte dafür sorgen, dass KI-Systeme nicht mit beliebigen, sondern mit hochwertigen Daten trainiert werden. Die Daten entsprächen standardisierten Qualitätskriterien, neue Daten würden automatisch validiert.
Dadurch ließe sich etwa die Modellgenauigkeit oder die Fähigkeit der KI verbessern, unterschiedliche Szenarien zu erfassen. Mithilfe von Daten aus unterschiedlichsten Fahrzeugtypen und Einsatzbereichen könnte die KI präzisere Vorhersagen treffen und die Diagnosequalität verbessern. Ein solcher Ansatz verbessert nicht nur die Datenqualität, sondern stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit.
Die digitale Transformation des Automotive Aftermarket ist keine ferne Vision mehr - sie geschieht jetzt. Datenräume nach Gaia-X-Standards könnten künftig das Fundament liefern, um diese Transformation erfolgreich zu gestalten. Projekte wie Autowerkstatt 4.0 zeigen bereits heute, wie standardisierte Datenräume die Entwicklung innovativer KI-Lösungen ermöglichen. Die Fahrzeugwartung von morgen wird digitaler, vernetzter und intelligenter sein. Wer künftig auf innovative, geteilte Datenräume setzt, investiert in seine Zukunftsfähigkeit. Denn eines ist klar: Der europäische Automotive Aftermarket braucht ein nachhaltiges, innovatives digitales Ökosystem, das Datensouveränität und Vertrauen vereint, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.
Juan I. Hahn Leiter Kompetenzgruppe Mobility |